Preisträger*innen von KölnEngagiert 2024 stehen fest
Oberbürgermeisterin Reker und Ehrenamtspat*innen zeichnen Engagierte aus
Aus 124 Bewerbungsvorschlägen wurden durch eine unabhängige Jury die Preisträger*innen von „KölnEngagiert 2024“, dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln, ausgewählt. Den Preis erhalten je zwei Einzelpersonen, Vereine, eine Schule sowie ein Unternehmen. Bereits zum fünften Mal wird in diesem Jahr der „Miteinander-Preis Köln für Demokratie und Vielfalt“ vergeben, der das ehrenamtliche Engagement von Kölner*innen mit Migrationshintergrund würdigt. Hier werden je eine Einzelperson und ein Verein ausgezeichnet.
Die Preise überreichen Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die diesjährige Ehrenamtspatin Tuğba Tekkal und Ehrenamtspate Toni Schumacher am Sonntag, 18. August 2024, in der Piazzetta des Historischen Rathauses im Rahmen des Kölner Ehrenamtstages. Dieser ist in diesem Jahr in den NRW-Tag integriert, der 2006 anlässlich des 60. Landesjubiläums ins Leben gerufen wurde.
Einzelpersonen
Ulrike Demmig engagiert sich seit 30 Jahren für Angehörige psychisch Erkrankter bei „Rat und Tat“ e.V., der Hilfsgemeinschaft für Angehörige psychisch kranker Menschen. Von 2003 bis 2018 war sie Vorsitzende des Vereins und sorgte in dieser Zeit für ein „öffentliches Bewusstsein“ der besonderen Situation und Herausforderungen dieser Gruppe.
Petra Pluwatsch-Oehlen arbeitet seit ihrem Renteneintritt vor vier Jahren ehrenamtlich beim NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. Zuvor war sie Chefreporterin des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Parallel dazu hat Petra Pluwatsch-Oehlen drei Jahre lang an dem Buch „Verfolgt und nicht vergessen – Geschichten hinter den Stolpersteinen“ gearbeitet. Der Band ist im Jahr 2023 als Veröffentlichung des NS-Dokumentationszentrums im Metropol Verlag erschienen.
Die langwierigen und aufwendigen Recherchen, unter anderem in den Bundesarchiven in Berlin und Koblenz, erfolgten ohne irgendeine Aufwandsentschädigung. Auch auf ein Autorinnen-Honorar wurde verzichtet. So basiert diese Buch-Veröffentlichung, die kurz nach ihrem Erscheinen eine zweite Auflage erfuhr, zur Gänze auf dem ehrenamtlichen Engagement. Der Band versammelt Kölner Lebensläufe, die den großen Opfergruppen zugeordnet werden können. Allen voran sind es Jüdinnen und Juden, denen deshalb gleich mehrere Kapitel gewidmet sind. Außerdem kommen ausführlich Lebenswege von politisch und religiös Verfolgten, von Menschen mit Einschränkungen, Homosexuellen, Roma und Sinti sowie von Zwangsarbeiter*innen zur Sprache
Gruppen
Der Kölner Jugendring e.V. ist ein freiwilliger Zusammenschluss von insgesamt 22 Jugendverbänden und -organisationen aus Köln. Er setzt sich dafür ein, dass Köln eine kinder- und jugendfreundliche Stadt wird. Jedes Mitglied, sei es im Vorstand oder in den verschiedenen Gremien, investiert seine Zeit ehrenamtlich, um das Wohl der Jugendlichen zu fördern.
Als Stimme aller Kölner Kinder und Jugendlichen vertritt der Jugendring eine Vielfalt an Jugendkulturen und setzt sich aktiv für die Mitwirkung junger Menschen in den dem Jugendring angeschlossenen Verbänden, der Politik und der Stadtgesellschaft ein.
Seit nunmehr 70 Jahren fokussiert sich die Arbeit des Jugendrings auf der Förderung der Demokratiebildung und Demokratieerfahrung junger Menschen. Ein herausragendes Beispiel ist das Demokratiefestival „Turn Up in CGN“, das seit 2023 in benachteiligten Stadtteilen veranstaltet wird. Das Festival findet im Rahmen des Projekts „Dein Köln. Deine Demokratie“ des Kölner Jugendrings statt. „Dein Köln. Deine Demokratie“ ist ein Jugendbeteiligungsprojekt, das die demokratische Mitbestimmung und das politische Interesse junger Menschen in Köln unterstützen und ausbauen will. Die Projektlaufzeit ist von März 2023 bis Dezember 2024.
„Zweitzeugen e.V.“ ermutigt und befähigt (junge) Menschen, sich selbst als Zweitzeug*innen aktiv gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen im Heute einzusetzen. Über persönliche Erzählungen von Shoah-Überlebenden macht der Verein Geschichte nachfühlbar und begreifbarer. Damit die Zeitzeug*innen nicht verstummen, erzählen die Engagierten als Zweitzeug*innen von deren Geschichten über das Leben vor, während und nach dem Holocaust.
Ziel ist es, alle Menschen zu Zweitzeug*innen zu machen. Die Idee der Arbeit von „Zweitzeugen e.V.“ entstand 2010 als Studienprojekt, 2014 folgte die Vereinsgründung. Die 101 Ehren- und 21 Hauptamtlichen des Vereins arbeiten dezentral und digital. Die Bildungsarbeit findet vor Ort in den Bildungseinrichtungen statt.
Der Verein engagiert sich bundesweit. Aktuell engagieren sich deutschlandweit rund 100 überwiegend jüngere Menschen in unterschiedlichen Teams ehrenamtlich im Verein gegen Antisemitismus und für die Aufklärung über den Holocaust und seine Folgen. Diese Menschen sind Stützpfeiler der Bildungsarbeit und Erinnerungskultur. Ein zentraler Ort für dieses Engagement ist dabei auch die Stadt Köln: In elf Kölner Schulen wurden in 32 Workshops bereits 668 Kinder und Jugendliche zu Zweitzeug*innen.
Miteinander-Preis Köln für Demokratie und Vielfalt – Einzelperson
Haksun Gülcicek wuchs als Kind türkischstämmiger Arbeitsmigranten in einer Hochhaussiedlung auf, der Demo-Siedlung in Porz-Finkenberg. Schon im Alter von 14 Jahren erwarb Haksun Gülcicek seine Schiedsrichterlizenz. Später wurde Haksun Gülcicek zum Fußballtrainer ausgebildet, um zunächst kleine Kinder und dann große Kinder zu trainieren – und das nun seit mehr als 30 Jahren. Durch sein Engagement, seine Leidenschaft und seine umfangreiche Erfahrung motiviert er junge Menschen zu Spitzenleistungen, nicht nur im Sport, sondern auch in ihrem familiären und beruflichen Leben.
Seit 2014 ist Haksun Gülcicek ehrenamtlicher Schiedsmann beim Amtsgericht Köln und seit 2020 beim Schiedsamt Köln-Porz. Damit ist er der erste Schiedsmann in Köln mit türkischen Wurzeln. Mit diesem Ehrenamt übernimmt er Verantwortung für „seinen“ Stadtteil und leistet damit einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft.
Miteinander-Preis – Gruppe
Der Verein „Promo Guinée Afrika e.V.“ unterstützt seit seiner Gründung im Jahr 2015 die Bemühungen überwiegend junger Geflüchteter aus Guinea sowie angrenzenden Ländern Westafrikas auf vielfältige Weise, in Deutschland Fuß zu fassen.
Die vom Verein angebotenen Hilfen bestehen insbesondere in der individuellen Beratung, der Begleitung zu Behörden, Ärzt*innen und Rechtsanwält*innen, der Unterstützung bei der Beschaffung von Dokumenten sowie in der Durchführung zahlreicher Orientierungs- und Informationsseminare zu unterschiedlichen Themen, Sprach- und Computerkursen sowie in der Gestaltung von integrativen Sport- und Freizeitaktivitäten.
„Promo Guinée Afrika“ ist inzwischen in Köln und Umgebung gut vernetzt. Der Verein kooperiert in seiner lokalen Unterstützungsarbeit derzeit beispielsweise mit dem Kölner Flüchtlingsrat oder dem Caritas Therapiezentrum für Folteropfer.
Seit Anbeginn besteht die Besonderheit der von Promo Guinée Afrika angebotenen Hilfen vor allem darin, dass die Geflüchteten dort in ihren Muttersprachen, zumindest in der in West-Afrika verbreiteten Amtssprache Französisch, angesprochen werden können. Das Unterstützungspotenzial des Vereins erstreckt sich über den regionalen Fokus für Menschen aus westafrikanischen Ländern hinaus. Aufgrund der intimen Kenntnis, gerade der in Deutschland meist kaum bekannten, teilweise jedoch großen kulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen Afrikas, kann der Verein, insbesondere durch seinen Vorsitzenden, generell sehr passgenaue Hilfen für afrikanische Migranten*innen anbieten. Er wird deswegen auch gerne von anderen Kölner Hilfeeinrichtungen um differenzierte afrikaspezifische Ratschläge und Einschätzungen angefragt.
Schule
Die Schüler*innen der Eduard-Mörike-Schule (Förderschule mit dem Förderschwerpunkt „Soziale und Emotionale Entwicklung“) organisierten selbständig einen Spendenlauf, um den Menschen im Kriegsgebiet der Ukraine zu helfen. Die Schulgemeinschaft sammelte mehr als 2.000 Euro. Dieses Geld wurde dem Verein „City of Hope e.V.“ übergeben, der mit dieser Spende wichtige Medikamente für die Menschen im Kriegsgebiet eingekauft hat.
Motiviert von diesem Erfolg engagieren sich die Schüler*innen weiterhin. Sie haben Kontakt aufgenommen zur Geflüchteten-Unterkunft in Köln-Eil und fördern die Integration durch gegenseitige Besuche, gemeinsame Spiel- und Bastelnachmittage. In Planung sind weitere Aktionen, wie zum Beispiel Fußball- oder Basketballturniere, ein Flohmarkt oder ein Theaterprojekt.
Unternehmen
Die GAG Immobilien AG ist Kölns größte Vermieterin mit rund 45.000 Wohnungen, etwa die Hälfte davon ist öffentlich gefördert. Das soziale Engagement der GAG ist seit ihrer Gründung 1913 fest in der Satzung verankert und ist dem Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Sie sieht sich nicht nur dafür verantwortlich, angemessenen und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sondern auch ein sicheres, lebenswertes Wohnumfeld zu gestalten.
Seit 2004 findet einmal jährlich ein Freiwilligentag statt, bei dem GAG-Mitarbeiter*innen ihren Schreibtisch verlassen und einen Tag lang bei einer zuvor ausgewählten sozialen Institution tatkräftig mithelfen. Bislang haben 168 Kolleg*innen mindestens einmal an solch einem Freiwilligentag teilgenommen. Die Einsatzorte waren in der ganzen Stadt verteilt. Beim jüngsten Freiwilligentag unterstützten die Helfer*innen den Bürgerverein Volkhoven-Weiler bei der Verschönerung des Generationenparks im Stadtteil, der vor 20 Jahren, unter anderem auch auf Initiative der GAG, angelegt wurde.
Darüber hinaus engagieren sich Mitarbeiter*innen zum Beispiel beim bundesweiten Vorlesetag oder als Nachtwache bei der Ferienfreizeit im „HöVi-Land“.